Bericht aus der "Fuldaer Zeitung" vom 28. März 1995

Performance bei einer Ausstellungseröffnung in der Künstlergalerie des Fuldaer Vonderaumuseums / Arbeiten von Matthias Martens und Christoph Eberhardt.

"Kunst anders sehen"

Kopfunter für die Kunst: Matthias Martens warb bei der Ausstellungseröffnung für ungewohnte Sichtweisen.

Kirsten Schulte "Fuldaer Zeitung" 28.3.95

Seine Aufforderung, Kunst anders zu sehen, setzte der Künstler Matthias Martens in seiner Performance wortwörtlich um: Er hing kopfüber in einer Hängematte und unterstrich damit seine Worte an die Besucher der Ausstellungseröffnung in der Künstlergalerie des Vonderaumuseums.

Was die Besucher zunächst zum Schmunzeln brachte, könnte sie wenig später aber auch zum Nachdenken oder noch besser zum Nachschauen animiert haben. Denn jeder, der sich schon einmal ein Bild von Oben angesehen hat, wird festgestellt haben, daß manches aus dieser Perspektive ganz anders anmutet.

Und während Martens als Medium scheinbar ausdruckslose Kinderköpfe gewählt hat, beschäftigt sich Christoph Eberhardt, der vor zwei Jahren schon einmal mit einer Ausstelllung in der Künstlergalerie zu sehen war, intensiv mit Raum und Farbe. Eberhardt geht es darum, Farben zum Leben zu erwecken.

So wirken die unterschiedlichsten Farbzusammenstellungen individuell auf den Betrachter. Positive wie auch negative Stimmungen können entstehen. Eher verängstigt wirken die Silhouetten von Gesichtern, die in drei seiner Bilder hinter einer Wand aus Farbe heraus- oder hindurchschauen. Der in Fulda lebende Künstler verwendet die unterschiedlichsten Materialien, die er auf sehr groben Leinenstoffen oder Jute aufträgt.

Martens vergleicht sein Medium mit den Farbpigmenten eines Malers. Er versuche mit der manchmal eher willkürlich entstehenden Anordnung seiner Objekte, den bereits erwähnten Kinderköpfen, Bilder zu erzeugen. Inhaltlich geht es dem Künstler darum, auf Ursprünge zurückzukommen. Er strebe einen direkten Vergleich seines Kunstwerks mit der Sprache an, so Martens gegenüber der FZ. Aus diesem Grund läuft auch während der Ausstellung ein Tonband mit Wortspielen. Was Martens in seinen Werken darstellt, soll vom Betrachter in der Sprache wiedergefunden werden. Ein weitere Schritt wäre dann das Verstehen und Begreifen von Systemen.

Noch bis zum 10. April kann die Ausstellung besucht werden; die beiden Künstler sind jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr anwesend.