Bericht aus der "Fuldaer Zeitung" vom
27. Mai 1998
Matthias Martens zeigt in der "EISMASCHINE" die Ausstellung "BLAU"
"Von Charakter-Köpfen"
"DIE WAHREN ABENTEUER SIND IM KOPF"
Matthias Martens - 1998
Daß Kopflastigkeit zu den Charaktereigenschaften der Moderne gehört, ist
inzwischen unbestritten. In keiner Kunstepoche beherrschte die Programmatik
derart die Sinne, wie in der von Picasso bis zu Warhol reichenden Ära.
Was man zum Ausdruck bringen wollte, wurde nicht allein durch die Bilder und
Objekte deutlich, sondern durch lange, komplizierte und gelehrte Aufsätze, in
denen dem Publikum mitgeteilt wurde, wie es die Kunst zu sehen habe.
Inzwischen leben wir in der Postmoderne. Dies weiß der Leiter des Fuldaer
Kunstvereins "EISMASCHINE", Matthias Martens, der gleichzeitig in seinem Amt
als Objektkünstler tätig ist und schon in verschiedenen Ausstellungen Werke aus
seiner Produktion präsentierte. In seiner Begrüßungsrede wies er auf den
Widerspruch hin, den die moderne Kunst gepflegt habe. Die programmatischen
Verkündigungen, was in der Kunst erlaubt sei und was nicht, würden in der
Postmoderne durch spielerische Elemente ersetzt.
Dementsprechend seien seine Objekte, die unterschiedlich farbige Flächen
zeigen, in die der Künstler immer denselben Puppenkopf setzte. Alle Flächen
sind rechteckig, aber verschieden groß. Aus jedem Rechteck schaut ein einziges
oder blicken mehrere kahle Puppengesichter den Betrachter an. Durch
unterschiedliche Beleuchtungstechniken bekommen die Köpfe immer einen anderen
Charakter: Mal nachdenklich, mal tumb, mal schelmisch.
Die verschiedenfarbigen Objekte lassen sich in begrenztem Maße verändern. Man
kann die Rechtecke nach seinem Gusto arrangieren. Es scheint, daß Martens zu
sich selber gesagt hat: "Laßt uns das Spiel beginnen". Und er hat tatsächlich
gespielt. Seine Ausstellung, die den irreführenden Titel "BLAU" trägt, ist aber
keine Pokerpartie, in der für die Zukunft der Kunst entscheidene
Kartenblattkombinationen auf den Tisch geworfen werden. Die Postmoderne wird
nicht die Moderne besiegen, so meint der Künstler es zu wissen. Martens lädt
eher zu dieser Präsentation ein, um das gelungene Ende eines Arbeitsprozesses
zu feiern.
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