Sonderbericht in der "Fuldaer Zeitung"
vom 10.August 1996
Der 28jährige Künstler Matthias Martens will mit seinen Arbeiten den "Blick
hinter die Kulisse" provozieren / "Ich bin ein Perfektionist" / Sechs Monate
für ein Objekt

"Kreative Köpfe": Matthias Martens
"Der Puppenkopf als Medium"
Puppenköpfe in vielen Facetten haben es dem Fuldaer Künstler
Matthias Martens angetan.
Von unserem Redaktionsmitglied "Fuldaer Zeitung" 10.8.97
Anke Zimmer
"Message ohne Worte": Matthias Martens bringt seinen Kunstanspruch auf einen
sehr kurzen Nenner. Irgendwann, sagt er, habe er gemerkt, "daß man sich auch
nonverbal ausdrücken kann". Auch möchte Martens mit seinen Arbeiten den
Betrachter zum Nachdenken anregen.
Matthias Matens wurde 1967 in Berlin geboren und lebt seit 1983 in Fulda. Seine
ersten Anregungen, selber in punkto Kunst aktiv zu werden, bekam er in der
Hünfelder Wigbertschule. "Dort hatte ich einen guten Lehrer", er zählt er.
Dieser paukte mit den jungen Leuten nicht nur Theorien, sondern nutzte
beispielsweise die Nähe zu Kassel und besuchte mit seinen Schülern die
Documenta-Ausstellungen. Und da stieß Martens dann auf Objekte von Beuys.
Nicht, daß der bekannte Künstler sein direktes Vorbild wäre. Was Martens
ansprach, war dessen Gedanke, daß jeder Mensch ein Künstler sei. Martens eigene
Kreativität aber kam erst richtig in Schwung, als er seinen Zivildienst in
Düsseldorf absolvierte. Dort tat er sich mit einem Gleichgesinnten zusammen und
entdeckte, nicht zuletzt weil sein Kollege Stukkateur war, Gips als Material.
1991 kam Martens nach Fulda zurück und begann sein Studium im Fachbereich
Sozialwesen an der FH. Seitdem habe er die Kunst auch intensiver betrieben,
sagt er. Irgendwann einmal stieß er dabei auf einen Puppenkopf, dessen
undefinierbares Gesicht - lächelt es wie Mona Lisa oder blickt es ernst? - ihn
auf Anhieb reizte. Seitdem ist dieser Kopf, in großer gegossen und auf
Holzplatten montiert, Martens Medium.
Er vervielfältigt ihn, setzt mit ihm Objekt-Bilder zusammen, beispielsweise zum
"Dollar", und will damit den Blick hinter die Kulisse provozieren. "Was steckt
denn hinter dem Geld und dem Gold? Der Mensch", erklärt er. Welche Aussagekraft
er dank seines Mediums erreicht, wird vor allem in dem Bild "Willkür I"
deutlich. 63 Puppenköpfe, seriell angefertigt und streng über- und
nebeneinander montiert, wurden mit Farbbeuteln beworfen. "Das Ergebnis zeigt,
wie bestimmend äußere Einflüsse werden können, denn keiner der Köpfe ist mehr
wie der andere", beschreibt Martens sein Kunstwerk.
Das die Köpfe und somit die Bilder dreidimensional sind, kommt Martens Kunst
entgegen. Denn je nach Lichteinfall verändern sie ihren Ausdruck, wirken mal
kindlich und freundlich, mal ernst und nachdenklich. Ob er für immer an diesen
Puppengesichtern "hängen" bleiben wird? "Das steht in den Sternen", so der
Künstler.
Martens nennt sich selber einen Perfektionisten. Von der Idee in seinem Kopf
bis zum fertigen Objekt vergehen mitunter sechs Monate. Alles muß stimmen. Mit
einem Modell auf Papier beginnt die |